Theodor von Steinheil

Forscher, Politiker, Diplomat

Baron Theodor von Steinheil. Foto vom Anfang des 20. Jhs. Heimatmuseum der Oblast Riwne

* 26. November (8. Dezember) 1870, Sankt Petersburg, Russland - † 11. Februar 1946, Radeberg, Deutschland

Theodor von Steinheil war Forscher und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, Politiker, Diplomat, Wohltäter und Philanthrop. Er wurde in die Familie des baltisch-deutschen Ingenieurs und Eisenbahnbauers Rudolf von Steinheil geboren. 1879 erwarb sein Vater ein Grundeigentum im Dorf Horodok bei Riwne in der Provinz Wolhynien. Hier verbrachte Theodor Steinheil viele Jahre seines Lebens. Bereits zu seiner Studienzeit begeisterte er sich für die Geschichte Wolhyniens.

Forschungstätigkeit

Theodor von Steinheil war stellvertretender Vorsitzender der Ukrainischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, Mitglied der Kaiserlichen Russischen Entomologischen Gesellschaft, der Kiewer Gesellschaft der Naturforscher, des Kiewer Naturgeschichtekreises und der Gesellschaft der Wolhynien-Forscher.

Im Jahre 1896 gründete er in Zusammenarbeit mit dem bekannten ukrainischen Archäologen Nikolaj Biljaschiwskyj das erste ländliche Heimatkundliche Museum in Wolhynien und in der Ukraine. Es gab fünf Abteilungen mit einzigartigen Sammlungen von Ausstellungstücken, gedruckten Ausgaben, Manuskripten und Folklorematerialien.

Wohltäter und Mäzenat

Theodor von Steinheil baute und unterhielt im Dorf Horodok das Gebäude einer Zweiklassenschule. Der Unterricht war für Bauernkinder kostenlos. Hier baute er auch das St. Boris-Krankenhaus mit kostenloser Behandlung sowie einen Lesesaal, eine Wassermühle, ein Badehaus und unterhielt außerdem die Dorffeuerwehr. Während der Cholera-Epidemie von 1893 bis 1895 richtete er kostenlose Teestuben für die Bewohner der umliegenden Dörfer ein.

Der Freiherr kümmerte sich um Brandopfer, zahlte Renten an behinderte und arme Menschen. Er unterstützte finanziell den Bau von Kirchen, Krankenhäusern und Waisenhäusern in Schitomir, Kiew und Warschau. Im Jahr 1905 erhielt er einen Orden für seine aktive Wohltätigkeit und Mäzenatentum.

„Der ehrlichste und großherzigste Ukrainer, der lediglich einen deutschen Namen trug.“

Pawlo Skoropadskyj | Hetman des Ukrainischen Staates

Politiker und Diplomat

Viele Jahre leitete Theodor von Steinheil verschiedene Finanz-, Justiz- und Bildungsinstitutionen in Riwne und Kiew und war Mitglied in deren Leitungsgremien. In den Jahren 1915 bis 1917 leitete er das Komitee der Südwestfront des Allrussischen Städtebundes. Im März 1917 wurde er zum Vorsitzenden des Exekutivausschusses der Kiewer Staatsduma gewählt.

Im Jahr 1906 begann er seine politische Laufbahn. Er trat der Kadettenpartei bei und wurde als Abgeordneter der 1. Staatsduma von Kiew gewählt. Theodor von Steinheil war Mitglied der Fraktion der Kadettenpartei und der ukrainischen Duma-Gemeinde. Er war außerdem Mitglied der Freimaurerbewegung.

Ab 1908 begann Theodor von Steinheil sich am ukrainischen gesellschaftspolitischen Leben zu beteiligen. Er war Mitglied des Rates der Ukrainischen Progressiven Gesellschaft. Mit Beginn der ukrainischen national-demokratischen Revolution 1917, arbeitete er in der ukrainischen Zentralrada und im Präsidium des ukrainischen Nationalkongresses. Im Juni 1917 verließ er die Kadettenpartei und trat der Ukrainischen Partei der Sozialisten-Föderalisten bei.

Im Jahre 1918 wurde Theodor von Steinheil der Botschafter der Ukraine in Deutschland. Anfang September 1918 organisierte er den ersten offiziellen Besuch des Hetmans des Ukrainischen Staates Pawlo Skoropadskyj in Deutschland. Im Jahre 1924 kehrte Theodor Steinheil auf sein Grundeigentum nach Wolhynien zurück, wo er seine Wohltätigkeitsarbeit fortsetzte und die Interessen Wolhyniens sowie der ukrainischen Bauern gegenüber den polnischen Behörden vertrat. Im Herbst 1939 emigrierte er mit seiner Familie heimlich nach Deutschland. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Radeberg bei Dresden.

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