Swjatoslaw Richter

Musikgenie des 20. Jahrhunderts

* 7. (20.) März 1915 in Schitomir, Ukraine - † 1. August 1997 in Moskau, Russland

Der große Musiker und einer der talentiertesten Klaviervirtuosen des 20. Jahrhunderts, eine herausragende Persönlichkeit des kulturellen und öffentlichen Lebens, Initiator und Gründer mehrerer renommierten Musikfestivals. Er erhielt im Laufe seines Lebens mehrere Ehrentitel und wurde mit zahlreichen Staatsprämien sowie Musikpreisen aus verschiedenen Ländern ausgezeichnet.

Das zukünftige Musikgenie

Der Vater des Pianisten, Theophil Daniilowitsch Richter (1872 - 1941), absolvierte die Wiener Musikakademie und war ein berühmter Pianist und Organist. Sein Großvater Daniil Richter war Ehrenbürger der Stadt Schytomyr, arbeitete als Justierer von Musikinstrumenten und als Organist in der evangelisch-lutherischen Kirche. Seine Mutter Anna stammte aus einer adligen Grundbesitzerfamilie. Sie war die Tochter des Bezirksratsvorsitzenden Pavel Moskaljow und Elizabeth von Reinke. Seine Patin Karolina, war die Tochter des einflussreichen deutschen Grundstücksbesitzers Julian Arndt.

Swjatoslaw Richter verbrachte seine frühe Kindheit in Schitomir. Ab 1921 lebte er mit seiner Familie in Odessa, wo er Klavier und Komposition studierte. Er arbeitete als Konzertmeister im Haus der Seeleute und am Opernhaus von Odessa. Im Jahr 1934 gab er sein erstes öffentliches Konzert und trat 1937 in das Moskauer Konservatorium ein. Er studierte Klavier beim berühmten Pianisten und Lehrer Heinrich Neuhaus, einem Deutschen aus der Stadt Kropiwnizkij (Elisawetgrad) in der Ukraine. Am 26. November 1940 gab Richter sein Debütkonzert als professioneller Pianist.

Persönlichkeit im Stil der Renaissance

In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, stieg Swjatoslaw Richter zum Weltmusikstar der ersten Größenordnung auf. Er war ein gern gesehener Gast in den berühmtesten Konzertsälen auf allen Kontinenten, trat mit herausragenden Dirigenten und besten Orchestern dieser Welt auf. Seine meisterhafte Kreativität und sein Können galten als einzigartig. Die Musikkritiker sprachen von einem „Richter-Phänomen“. Er wurde als ein Pianist mit absoluten technischen Fähigkeiten, als genialer Performer, musikalischer Denker und ein Prophet bezeichnet, der mit seiner Kunst eine Brücke zwischen Epochen und Generationen schlug.

Das Repertoire von Swjatoslaw Richter umfasste Werke von 54 Komponisten. Er spielte Tourneen auf der ganzen Welt und hinterließ eine Vielzahl von Aufnahmen. Die Liste seiner Aufnahmen umfasst 198 Seiten, und die seiner gespielten Konzerte von 1934 bis 1995 ganze 1689 Seiten. In der Ukraine hatte er 169 und in Deutschland 215 Konzerte gegeben. Das letzte Konzert des Pianisten fand 1995 in Lübeck statt.

Erbe und Erinnerung

Die Erinnerung an Swjatoslaw Richter ist in Schitomir verewigt. In der Stadt gibt es eine Straße, die seinen Namen trägt. Die Schytomyrer Regional-Philharmonie und die Musikschule Nr. 2 sind nach ihm benannt. Ihm zu Ehren wurde am 22. März 2011 an der städtischen Schule eine Gedenktafel angebracht. Anlässlich des 100. Geburtstags von Swjatoslaw Richter, wurde in der Schule die Ausstellung „Swjatoslaw Richters Gedenkraum“ eröffnet, die in der Ukraine einmalig ist. In Schitomir wurden über den bekannten Ehrenbürger der Stadt zahlreiche Bücher und Artikel veröffentlicht, ein Film gedreht, und das nach ihm benannte Internationale Festival für Künstler und jungen Pianisten ins Leben gerufen.

„Er spielte immer wie zum ersten und zum letzten Mal!“

Beate Bartlewski | Eine lange Nacht über Swjatoslaw Richter, Radio Deutschlandfunk, 21.03.2015

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