Öffentliche Vereine der Wolhyniendeutschen in Deutschland

Die schwierigen Nachkriegsjahrzehnte

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich eine beträchtliche Anzahl von Wolhyniendeutschen in beiden Teilen des geteilten Deutschlands an. Ihre Hauptanstrengungen in den ersten Nachkriegsjahrzehnten galten der Anpassung an die neuen sozioökonomischen Bedingungen in West- oder Mitteldeutschland. Die harten Bedingungen der Nachkriegszeit verlangten von ihnen in erster Linie, Mittel zum Überleben zu finden und größere Anstrengungen zu unternehmen, um eine neue wirtschaftliche Grundlage für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu schaffen. Das Thema der Geschichte ihrer ethnoregionalen Gruppe während dieser Zeit war nicht relevant.

Die allmähliche Stabilisierung des gesellschaftlichen Lebens und die Zunahme des wirtschaftlichen Wohlstands in den 1960er-Jahren weckten bei einigen Wolhyniendeutschen das Interesse an ihrer jüngsten Vergangenheit. Einzelpersonen und Gruppen von Gleichgesinnten begannen, genealogische Daten und eine Vielzahl von Informationen über die Geschichte der Deutschen in Wolhynien zu sammeln. Ab den 1970er-Jahren gründeten sich erste genealogische Organisationen und Vereine.

Historischer Verein Wolhynien e. V.

Der Historische Verein Wolhynien e. V. wurde von einer Initiativgruppe von Wolhyniendeutschen am 8. September 1975 in Nürnberg gegründet und am 1. Dezember 1976 in Würzburg offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Der Zweck des Vereins: die Durchführung und Förderung der historischen und genealogischen Forschung über Wolhynien.

Haupttätigkeitsbereiche:

  • Recherche, Sammlung und Systematisierung verschiedener Materialien zur Geschichte der Wolhyniendeutschen und der Region Wolhynien;

  • die Einrichtung eines Archivs und einer Bibliothek;

  • die Herausgabe der Zeitschrift Wolhynische Hefte und anderer Publikationen;

  • Unterstützung und Hilfe für ukrainische Forscher bei der Organisation gemeinsamer Forschungs- und Bildungsprojekte;

  • Organisation von Reisen ehemaliger Wolhyniendeutscher und ihrer Nachkommen nach Wolhynien;

  • Unterstützung bei der genealogischen Forschung; - Wohltätigkeit.

Im Jahr 2000 wurde unter der Leitung des Vereinsvor- sitzenden Nikolaus Arndt eine Foto-Wanderausstellung mit dem Titel Deutsche in der Nordukraine – Wolhynien und Kiew erstellt. Sie wurde erfolgreich in Deutschland und der Ukraine vorgestellt. Netzseite des Historischen Vereins Wolhynien e. V.: http://wiki.wolhynien.net

Wolhynier Umsiedlermuseum Linstow

1989 ergriff Johannes Herbst, Bürgermeister von Linstow in Mecklenburg-Vorpommern, die Initiative zum Erhalt eines der Häuser der Wolhyniendeutschen, die 1945 dorthin umgesiedelt wurden. Die Idee wurde von der Landesregierung finanziell unterstützt und das Museum wurde am 21. Mai 1993 eröffnet. Im selben Jahr wurde ein kleiner Heimatverein Linstow e. V. gegründet, welcher das Museum fördert. Das Herzstück des Museumskomplexes ist das Haus der Wolhyniensiedler, welches 1947 nach dem Vorbild der in Wolhynien errichteten Gebäude gebaut wurde. In dem Bereich des Museums werden interessante Exponaten ausgestellt.

Die Hauptveranstaltungen des Museums sind die jährlichen Museumsfeste. Sie finden am ersten Samstag im September statt, haben immer ein reichhaltiges Programm und versammeln Hunderte von Teilnehmern aus der ganzen Welt. In den vergangenen 30 Jahren hat sich das Museum zu einem Zentrum für die Geschichte und Kultur der Wolhyniendeutschen entwickelt, welches weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Aktuelle Informationen über das Museum finden Sie unter: umsiedlermuseum-wolhynien.de

Brückenschlag Ukraine e. V.

Aus der Geschichte der Vereinsgründung

Eine einzigartige Seite in der Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Wolhynien und Nordrhein-Westfalen waren die Aktivitäten des deutschen Vereins Brücken- schlag Ukraine e. V. aus Bad Salzuflen. Dieser wurde am 1. Februar 2001 von einer Gruppe Gleichgesinnter unter der Leitung von Karl-Hermann Krog (* 15. Mai 1925 – † 11. Mai 2018) gegründet. Er stand 18 Jahre lang an der Spitze des Vereins. Sein langjähriges aktives Wirken für den Ausbau und die Stärkung der für beide Seiten vorteilhaften Kontakte zwischen der Ukraine und Deutschland wurde mit hohen staatlichen Auszeichnungen beider Länder und Ehrentiteln gewürdigt.

Der Verein wurde gegründet, um ein Programm zur Hilfe zur Selbsthilfe umzusetzen, indem er Studenten und jungen Berufstätigen aus Wolhynien in verschiedenen Einrichtungen und Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe Sprach- und Berufsqualifikationen vermittelt. Seit mehr als 10 Jahren ist der Verein de facto ein Koordinator der Zusammenarbeit zwischen beiden Regionen und in andere Bereiche des öffentlichen Lebens hinaus.

Die erfolgreichen Tätigkeitsbereiche

  • Hilfe für den sozialen Bereich: 180 Lastwagen mit mehr als 3.400 Tonnen verschiedenen humanitären Hilfsgütern und Baumaterialien waren eine greifbare Hilfe für soziale Einrichtungen in Wolhynien;

  • Partnerschaft im Bereich des öffentlichen Dienstes: Dutzende von Vertretern von Landesverwaltungen, Gerichten, Polizei und Rettungsdiensten (THWs) haben ihr berufliches Niveau in den entsprechenden Einrichtungen im Kreis Lippe verbessert;

  • Partnerschaft im Gesundheitswesen: - 3 Kardiologiekongresse (2007, 2011 und 2017) und 8 beispielhafte Operationen am offenen Herzen in Luzk unter Beteiligung des welt- bekannten deutschen Herzchirurgen Prof. Dr. Rainer Körfer; Praktika für wolhynische Ärzte in deutschen Krankenhäusern; 6 Krankenwagen, Ausrüstung und Medikamente für medizinische Einrichtungen in Wolhynien;

  • Partnerschaft von Hochschuleinrichtungen: 300 Studenten und Dutzende von Lehrkräften dreier Universitäten in Wolhynien absolvierten Ausbildungs-, Praxis- und Wissenschaftspraktika in Unternehmen, Institutionen und Universitäten im Kreis Lippe; 3.600 Bücher aus der Bibliothek des ehemaligen Vereinsmitglieds R. Okunewskyj wurden dem Fachbereich für deutsche Philologie an der Wolhynier Nationalen Universität Namens Lesja Ukrainka gespendet; eine Reihe von technologischen Geräten wurde den Labors der Nationalen Technischen Universität Luzk geschenkt;

  • Schulpartnerschaft: regelmäßiger Schüleraustausch; deutschsprachige Schulbücher für Schulen in Wolhynien; mehr als 100 Deutschlehrer aus Wolhynien absolvierten sprachliche und pädagogische Praktika an Schulen im Kreis Lippe;

  • Kulturpartnerschaft: Regelmäßige Benefizkonzerte mit gemeinsamer Teilnahme von kreativen Ensembles und Solisten aus Wolhynien und dem Kreis Lippe haben starke kulturelle Brücken zwischen beiden Regionen gebaut;

  • Partnerschaft im Informations- und Digitalbereich: Das vom Auswärtigen Amt geförderte Projekt 58 AA Jugend- austausch ermöglichte den Partnern den Aufbau des Programms Digitale Brücken D/UA im Bereich der Informations- und Digitaltechnik.

Die Aktivitäten des deutschen Vereins Brückenschlag Ukraine e. V. sind ein anschauliches Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von öffentlicher Diplomatie als nicht staatliche Form des Aufbaus einer für beide Seiten vorteilhaften Partnerschaft zwischen der Ukraine und Deutschland auf regionaler Ebene.

Elena Walczyk

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Auf Spurensuche: Tipps zur Familienforschung